JAHRESAUSSTELLUNG 2023
Jimi Hendrix
vom 02.09. – 08.10.2023
Das Love and Peace Festival mit dem letzten Auftritt von Jimi Hendrix fand vom 4. – 6. September 1970 auf Fehmarn statt. In unserer Jahresausstellung 2023 lässt der Kirchner-Verein den Musiker in Form von Bildern und Erinnerungen wieder leben.
Die Legende lebt! Auf dem ‚Love and Peace‘- Festival hat Jimi Hendrix sein letztes Konzert gegeben. Ein Gedenkstein am Ort des Geschehens erinnert noch heute an den Künstler.
Fotografien von Wolfgang Gau und Brigitte & Hans-Jürgen Tast sowie Siebdrucke von Hajo Schulpius erzählen die Geschichte vom Love & Peace Festival 1970 auf Fehmarn. Ein Festival, das in die Geschichte einging.
Senator-Thomsen-Haus
Öffnungszeiten
Zeitgeschehen – Vortrag von Willi Franck
Jimi Hendrix beim Love & Peace Festival auf Fehmarn, 1970
© Fotos: Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast
© Fotos: Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast
JIMI HENDRIX – Fehmarn 1970
Das deutsche „Woodstock“ entwickelt sich zum Chaos-Festival
Text: Thomas Hillebrand | Fotos: Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast
Es sollte das deutsche „Woodstock“ werden und wurde genau zum Gegenteil. Vom 4. bis 6. September 1970, kurz das „Love & Peace Festival“ auf der Insel Fehmarn, hatte dann doch so gar nichts mit dem Original aus den USA gemeinsam, außer dass einige der angekündigten Musiker bereits knapp ein Jahr vorher beim Woodstock Music & Art Fair presents An Aquarius Exhibition – 3 Days of Peace & Music, so der originale Titel, aufgetreten sind.
Nach dem Vorbild dieses wohl legendärsten Festivals aller Zeiten trafen sich drei junge Deutsche im Alter zwischen 28 bis 33 Jahren und planten gemeinsam, ein Open-Air-Festival in der Bundesrepublik auf die Beine zu stellen. Leider hatte das Trio keinerlei Erfahrungen mit dem Ausrichten von derlei Veranstaltungen. Inspiriert durch die Festivals auf der Britischen Insel Isle of Wight, die bereits seit 1968 jährlich stattfanden, fiel die Wahl auf die Ostseeinsel Fehmarn. Ähnlich wie in White Lake nahe der Kleinstadt Bethel im US-Bundesstaat New York und etwa 75 km vom eigentlichen Woodstock entfernt, wo das Festival ursprünglich stattfinden sollte, fanden die Veranstalter einen Landwirt auf Fehmarn, der seine Felder für das Festival zur Verfügung stellte.
Das Pendant auf Fehmarn wurde ebenfalls als dreitägige Veranstaltung geplant unter dem Namen Love & Peace Festival. Außerdem sensationell die Ankündigung diverser Bands wie Jimi Hendrix*, Ten Years After, Canned Heat, Joan Baez, Sly and the Familiy Stone, um nur einige beim Namen zu nennen. Etwa 30 bis 40 Bands wollte man an den 3 Tagen auftreten lassen und rechnete mit etwa 60.000 Besuchern.
Die Hippie-Bewegung mit der nun sexuellen Freizügigkeit machte Beate Uhse als Pionierin mit ihren Sex-Shops zur Hauptsponsorin dieses Festivals. Neben 200.000,- DM Sponsorengeld wurden auch in ihren Filialen Eintrittskarten verkauft.
Das Festivalgelände mit einer Größe von etwa 50 Hektar befand sich im Südwesten der Insel Fehmarn in direkter Nähe zum Campingplatz „Flügger Strand“ und etwa 3 km vom Flügger Leuchtturm. Alles lief nach Plan. Die Veranstalter ließen neben 60.000 Eintrittskarten ebenfalls etwa 10.000 Plakate und 35.000 Autoplaketten drucken. Außerdem wurden 600 Vorverkaufsstellen in Dänemark, Schweden, Norwegen sowie in den Niederlanden eingerichtet und der Werbeslogan lautete damals: „Klar, Woodstock bleibt Woodstock. Aber Fehmarn wird Fehmarn. Klar“.
Dann die ersten Hiobsbotschaften am Mittwoch, dem 2. September 1970; Lediglich nur 10.000 Karten zu 12,- DM verkauft und die Kosten sind mittlerweile auf über 500.000,- DM geklettert. Joan Baez und John Mayall sagten ihre Auftritte ab, Canned Heat erhielt irrtümlich zweimal Gage. Ebenso wurden bei der Geländebegehung noch am selben Tag etliche Missstände entdeckt. Dann die Nachricht, dass wohl etwa 180 Rocker aus Hamburg in Richtung Fehmarn unterwegs sind. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag erreichten diese tatsächlich das Festivalgelände. Neben diversen Schlägereien wurde die Festivalleitung letztendlich erpresst, die Rocker als bezahlte Ordner einzusetzen. Und zu guter Letzt begann dann noch das Wetter umzuschlagen. Eigentlich zu Anfang September gewohntes, mildes Spätsommerwetter wich nun Wind und Regen. Und es regnete immer mehr.
© Fotos: Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast
Freitag, 4. September 1970
1. Festivaltag
Als es los ging, holte man die Musiker mit deren Begleitmannschaft und einige Journalisten vom Gate Puttgarden ab bzw. quartierte sie im Hotel „Dania“ ein, denn so war es nicht weit zum Bahnhof bzw. zum Hafen. Und den nötigen Sound sollte eine riesige Tonanlage bescheren mit gewaltigen 150 Phon und sage und schreibe 32 Lautsprecher. Allerdings war diese nicht dazu geeignet, wie sich später herausstellte, das Festivalgelände ausreichend zu beschallen.
Mittlerweile übernahmen die angereisten Rocker die Einlasskontrollen und schikanierten mit Ketten und Messern bewaffnet die Festivalbesucher, als es dann um 16.30 Uhr mit etwas Verspätung endlich los ging. Bluesmusiker Alexis Korner, der während der Festival-Tage als Moderator fungierte, eröffnete das Konzert. Danach als erste Band Crawinkel aus Deutschland. Jetzt traten die ersten Probleme mit der ungeeigneten Musik-Anlage auf, zudem mussten die Tontechniker gegen die starken Windböen ankämpfen. Außerdem zeigte sich nun, dass die große Bühne völlig falsch ausgerichtet war. Das bereitete ebenfalls arge Probleme, denn der Sound wurde vom heftigen Wind von den Zuschauern regelrecht weggeblasen, der Regen dagegen zur Bühne hinein. Chaos auf allen Seiten.
Nach Crawinkel folgte die dänische Jazzrockgruppe Burning Red Ivanhoe und danach die britische Folkrockband Fotheringay. Mittlerweile war die gesamte Bühne vom Regen durchnässt und die davor befindliche Wiese die reinste Schlammwüste. Bei den Veranstaltern herrschte derweil totales Chaos. Die irische Gruppe Taste mit Ausnahmegitarrist Rory Gallagher, die eine Woche vorher noch auf dem Isle of Wight Festival auftraten, reisten Aufgrund des schlechten Wetters erst gar nicht an und die Jazzrockband Colosseum steckte mit Autopanne im Stau fest. Ebenfalls erst gar nicht angereist die US-amerikanische Bluesrockband Cactus.
Da es nicht zu regnen aufhörte, wurde der Auftritt der Jazz-Rock-Fusion-Gruppe Ginger Baker´s Air Force kurzerhand auf den nächsten Tag verschoben. Beim anschließenden Versuch, die Progressive-Rock-Band Renaissance auftreten zu lassen, endete dieser im Abbruch. Zu später Stunde noch der Auftritt des Jazz-Musikers John Douglas Surman, als es wieder anfing zu regnen und gegen 23 Uhr der erste Festivaltag für beendet erklärt wurde. Doch Ruhe kehrte nicht ein. Noch während der Nacht von Freitag auf Samstag randalierten die anwesenden Rocker und zerstörten einen Wohncontainer der Festivalleitung.
Samstag, 5. September 1970
2. Festivaltag
Der Regen hatte am Samstagmorgen zwar zeitweise aufgehört, aber es wehte immer noch ein kalter Wind über das Festivalgelände. Das erste Konzert begann gegen Mittag mit der Hamburger Rock-Band Frumpy mit Sängerin Inga Rumpf. Gleich im Anschluss danach die britische Progressive-Rock-Formation Aardvark. Nach einer etwas längeren Pause hatten nun die am Vortag angekündigte Band Ginger Baker´s Air Force ihren fulminanten Auftritt. Dann folgte die britische Rockgruppe Fat Matress mit ihrem Gründer Noel Redding, ehemaliger Bassist der Jimi Hendrix Experience.
Doch das Wetter wurde einfach nicht besser. Erneut Regen und Sturm waren auch am zweiten Tag ständige Begleiter des Festivals und die Stimmung unter den Zuschauern und den Musikern war eher gedrückt. Um sich vor dem schlechten Wetter zu schützen, sah man überall Plastikplanen, die dann auch noch die Sicht zur Bühne behinderten.
Nach Fat Matress folgten die britischen Gruppen Keef Hartley Band und die Faces mit Rod Steward und Ron Wood. Mittlerweile stellten die Veranstalter fest, dass sie sich finanziell völlig übernommen hatten. Und Aufgrund des schlechten Wetters konnte man auch nicht mit massenhaft neuen Besuchern rechnen. Kurzerhand wurde daraufhin entschieden, die britischen Bands Ten Years After, Procul Harum und einige weitere Gruppen aus Kostengründen nicht auftreten zu lassen. Die Empörung unter den protestierenden Zuschauern war verständlicherweise riesengroß. Um diese bei Laune zu halten und um Ausschreitungen zu vermeiden, kündigte man kurzerhand für abends gegen 22 Uhr den Auftritt von Jimi Hendrix* an.
Weiter ging es am Samstag mit der deutschen Free-Jazz-Formation um den Saxofonisten Peter Brötzmann. Während diesem Auftritt wurde der Regen wieder stärker und in der Zwischenzeit traf Jimi Hendrix mit dem Zug in Puttgarden ein. Der Plan, Hendrix sofort zum Festivalgelände zu bringen, damit er den angekündigten Auftritt absolvieren könne, wurde jedoch wegen eines Wolkenbruchs über dem Festivalgelände vereitelt. Hendrix´ Tourmanager Gerry Stickels wollte aufgrund der widrigen Umstände seine Musiker nicht auftreten lassen. Was folgte, war eine Verlegung des Auftritts von Jimi Hendrix auf Sonntag bei hoffentlich besserem Wetter.
Als nächstes trat die britische Rockband Mungo Jerry (In The Summertime) auf und gleich danach die US-amerikanische Bluesrock-Band Canned Heat. Eine Wetterberuhigung während dieser Konzerte blieb leider aus. Speziell der stürmische, kalte Wind wurde immer kräftiger. Zum Abend hin dann der Auftritt von der amerikanischen Funk- and Soul-Band Sly And The Family Stone und als Abschluss-Band die deutsche Gruppe Cluster mit experimenteller, elektronischer Musik. Die Ankündigung des Auftritts von Jimi Hendrix am Sonntag besänftigte nunmehr die Festivalbesucher.
Sonntag, 6. September 1970
3. Festivaltag
Am letzten Festivaltag waren noch um die 20.000 Zuschauer auf dem Gelände und massive Regenfälle während der Nacht verwandelten die Wiesen wieder in riesige Pfützen. Außerdem brannten die anwesenden Rocker Teile der Bühne sowie mehrere Klotüren vom benachbarten Campingplatz ab.
Der Tag startete mit dem Auftritt des deutschen Folk-Duos Witthüser & Westrupp. Dann endlich gegen 11.00 Uhr kam Jimi Hendrix mit seiner Begleitband auf dem Festivalgelände an. Doch anstatt die Bühne zu betreten und mit dem lang ersehnten Auftritt zu beginnen, zogen sich die Musiker in dem von ihnen verlangten Wohnwagen zurück. Dort verweilten sie erst einmal und die Stimmung unter den wartenden Zuschauern wurde zunehmend gereizter bis die ersten Eier auf die Bühne flogen.
Um 12.56 Uhr war es endlich soweit, Hendrix betrat die Bühne, entschuldigte sich für sein verspätetes Auftreten und absolvierte dann ein Rock-Konzert vom Allerfeinsten. Währenddessen beruhigte sich auch das Wetter, der Wind ließ nach und die Sonne trat vereinzelt hervor. Genau 78 Minuten lang war Hendrix´ grandioser Auftritt und ließ allen Ärger unter den Anwesenden vergessen. Die Stimmung war insgesamt gut und als nächste Gruppen betraten die deutsche Krautrockband Embryo sowie danach die Jazzrock-Band Thrice Mice aus Hamburg die Bühne. Im Anschluss daran folgte die Polit-Band-Kapelle Floh de Cologne aus Köln. Die deutsche Krautrock-Band Limbus 4, die eigentlich als drittletzte Gruppe auftreten sollte, folgte gleich nach Floh de Cologne. Und als vorletzte Band – als letzte Gruppe sollte doch noch Ten Years After spielen – betraten die Roten Scherben die Bühne. Diese aus Berlin stammende Rockgruppe um ihren Frontmann Rio Reiser hatten auf Fehmarn ihren ersten Auftritt. Sozialkritische, deutsche Texte verwendend nannten sie sich später Ton Steine Scherben und wurden zur Kultband in Deutschland.
Während des Auftritts der Roten Scherben wurde die Stimmung im Organisationszentrum immer aggressiver, weil die Rocker auf die noch fehlende Bezahlung warteten und mit Gewaltübergriffen drohten. Da aber das Geld fehlte, verließen die Veranstalter aus Angst das Festivalgelände. Als die Rocker von dieser Flucht erfuhren, machten sie ihre Drohungen wahr. Als erstes stand das Organisationszentrum in Flammen. Dann fuhren die Rocker mit ihren Motorrädern quer über das Gelände und brannten alles nieder, was ihnen in die Quere kam. Es herrschte geradezu Anarchie und die Polizei schien machtlos zu sein. Und als dann noch Teile der Bühne anfingen zu brennen, brachen die Roten Scherben ihren Auftritt ab und suchten fluchtartig das Weite. Ten Years After, die eigentlich als letzte Band gebucht waren, weigerten sich zu Recht, unter diesen Umständen aufzutreten. Das Festival war somit schlagartig beendet. Im Anschluss daran lieferten sich noch die Rocker eine regelrechte Schlacht mit der Polizei, bis sich erst gegen Mitternacht die Lage wieder beruhigte.
Alles in Allem ging das Love & Peace Festival 1970 in die Geschichte ein. Aber nicht als legendär aus musikalischer Sicht, sondern als ein Festival überschattet von massiven Fehlplanungen überforderter Veranstalter nebst Wetter bedingter Unwägbarkeiten. Ebenso brachte es für 25 Jahre ein Verbot von Open-Air-Festivals auf der Insel Fehmarn ein. Erst ab 1995 war die Inselverwaltung wieder bereit für solche Veranstaltungen und gab grünes Licht für die Jimi-Hendrix-Revival-Festivals, die bis 2010 jedes Jahr am ersten Samstag im September ganz in der Nähe des ursprünglichen Festivalgeländes von 1970 stattfanden.
*Jimi Hendrix gilt bis heute weltweit als bester Rock-Gitarrist aller Zeiten. Am 18. September 1970, also 12 Tage nach seinem Auftritt auf Fehmarn verstarb er infolge der Einnahme von Alkohol und Schlaftabletten an seinem Erbrochenen im St. Mary Abbot´s Hospital in London-Kensington. Nachweislich hatte Jimi Hendrix somit auf Fehmarn sein letztes Konzert gegeben. Lediglich zu einer kurzen Session hatte er zwei Tage vor seinem Tod mit Eric Burdon und der Funk-Band War im Londoner „Ronnie Scott´s“ Jazzclub gemeinsam zwei Stücke gespielt.
Audioguide über Jimi Hendrix und sein Auftritt auf Fehmarn
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E. L. Kirchner-Dauerausstellung
Im Dachgeschoss der Stadtbücherei werden neben Rekonstruktionen einiger Fehmarnbilder Kirchners in Originalgröße auch Postkartenkopien, Fotos und Auszüge (Kopien) aus verschiedenen Skizzenbüchern des Künstlers ausgestellt.
Obergeschoss der Burger Stadtbücherei
Bahnhofstraße 47, 23769 Burg auf Fehmarn
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Montag: 9:30 – 13:00 sowie 14:00 – 16:00 Uhr
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Mittwoch: geschlossen Donnerstag: 9:30 – 13:00 sowie 14:00 – 18:30 Uhr
Freitag: 9:30 – 13:00 sowie 14:00 – 16:00 Uhr Sonnabend: geschlossen Sonntag: geschlossen
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